Hilfe, ich bin verwirrt – ein Mann im Ladyboydilemma
Wenn Medienschaffende in Pattaya mitunter totalen Unsinn über Ladyboys / Shemales schreiben ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn sich bei den westlichen Besuchern (Farang) in Thailand Unsicherheit und Vorurteile verbreiten.
Es liegt zwar in der persönlichen Freiheit für oder gegen etwas zu sein, Sympathie oder Antipathie zu empfinden, etwas als schön oder hässlich zu beurteilen; nur sollte man sich aber der Gründe bewusst sein, weshalb man sich für das eine oder andere entscheidet. Denn aus Unwissenheit vorgefasste Meinungen führen zu Missverständnissen und fatalen Vorverurteilungen.
Im „HALLO – DAS MAGAZIN“ 10. Ausgabe Oktober 2013, hat der Autor der Rubrik „Die Nachtwanderung“ einen Leserbrief zitiert, in welchem der Absender dieses Briefes schrieb:
„Hilfe, ich bin verwirrt – ein Mann im Ladyboy-Dilemma“! Der Schreiber äusserte grosse Besorgnis, „da er sich bewusst wurde, dass er sich zu Ladyboys hingezogen fühle und deshalb Angst habe, homosexuell zu werden“.
Nach dem Lesen dieses Briefes erinnerte sich dann der Verfasser der Rubrik an eine Situation, die sich vor einigen Jahren zugetragen hatte, wobei er ebenfalls mit dem Phänomen „Ladyboy“ konfrontiert wurde. Ich zitiere:
„Ich habe zwei Freunde, die homosexuell sind. Ich trinke gerne ein Bier mit ihnen, und ich geniesse ihre Gesellschaft, denn man kann sich ausgezeichnet mit ihnen unterhalten. Als ich sie über Ladyboys befragte, bezeichneten sich beide als stockschwul und hätten deshalb überhaupt kein Interesse an Ladyboys. Dafür seien sie ihnen viel zu weiblich. Ein wirklich homosexueller Mann möge eben nur andere Männer“.
Aufgrund dieser Erinnerung wirft der Autor nun die Frage auf, wer denn auf Ladyboys stehe und was es mit den Ladyboys auf sich habe. Da sie ja offenbar das Beste aus zwei Welten hätten, könne er sich durchaus vorstellen, dass sie untereinander auch gerne Sexspiele treiben.
Im Artikel „Ladyboys sind weder Transvestiten noch Homosexuelle/1“ habe ich bereits ausführlich beschrieben, dass der Mensch ein geistig/seelisches Wesen ist, welches sich in einem biologischen Körper manifestiert. Die wahre Identität ist jedoch das soziale Geschlecht, also wie sich der geistig/seelische Mensch fühlt und wonach er sich richtet. Üblicherweise stimmen das soziale und das biologische Geschlecht überein, wie es übrigens auch bei Homosexuellen und Transvestiten der Fall ist. Deren besondere Neigungen sind rein psychischer Natur.
Bei transsexuell Geborenen sind die beiden Geschlechter jedoch gegensätzlich. Ladyboys sind Transsexuelle mit geistig/seelisch weiblicher Identität und biologisch männlichem Geschlecht oder einfacher ausgedrückt, es sind Frauen mit einem männlichen Geschlechtsorgan. Das generelle Dilemma von transsexuell Geborenen besteht darin, dass Gesellschaft und Behörde bei der Beurteilung, ob jemand männlich oder weiblich ist, sich nur nach dem biologischen Geschlecht orientieren.
Zur Frage „wer steht auf Ladyboys“?
Kurz gesagt, es sind nichthomosexuelle, also heterosexuelle auf Frauen fixierte Männer, die aus Neugier einmal eines dieser hübschen Wesen kennenlernen wollen.
Eine andere Frage ist jedoch, weshalb es meistens nicht beim einen Mal bleibt, und weshalb Männer oft dauerhafte Beziehungen mit Ladyboys eingehen? Dafür gibt es mehrere Gründe.
Zur Erinnerung: Ladyboys leben und fühlen emotional entsprechend ihrem sozialen weiblichen Geschlecht. Die körperlichen Empfindungen sind aufgrund der biologischen Organe aber ähnlich denen der Männer, wodurch sie sich einfühlsamer auf Männer einstellen, als dies Frauen logischerweise tun können. Das intellekte Denken entspringt nicht dem emotionalen Einfluss, sondern dem organischen männlichen Hirn, weshalb sie eher männlich logisch, pragmatisch denken. Trotzdem überwiegt das Weibliche insgesamt. Dazu kommen noch der angeborene Charme, das gepflegte Äussere und das Geheimnisvolle, was dann die Faszination auf Männer ausmacht.
Weil Ladyboys heterosexuell sind, lieben sie Männer. Dass eine Beziehung mit einem Ladyboy nichts mit Homosexualität zu tun hat, bestätigt auch die oben beschriebene Aussage der beiden schwulen Männer. Ladyboys sind Frauen, trotz des biologisch männlichen Geschlechts. Sex unter Ladyboys wäre demzufolge gleichbedeutend wie Sex unter Lesben, weil das gefühlte soziale Geschlecht bei allen dasselbe ist. Selbst Prostituierte lassen sich höchstens für Geld auf Sex untereinander ein und auch da sind es nur wenige und in Ausnahmefällen. Dass Ladyboys aus dem Rotlicht Milieu im Privatleben kein Schamgefühl hätten ist ein Trugschluss und entspringt der Fantasie der Männer.
Vorsicht ist allerdings geboten vor falschen Ladyboys. Solche sind entweder Strichjungs oder Jungs mit kriminellen Absichten, die sich in diesem Outfit einen besseren Zugang zu potenziellen „Kunden“ erhoffen. Diese bieten ihre „Dienste“ meist in Gruppen auf der Strasse oder am Strand an. Übrigens sind Ladyboys, die ihre Dienste im Rotlicht Milieu anbieten eine kleine Minderheit, wenn man bedenkt, dass die Anzahl Transsexueller in Thailand insgesamt auf 750’000 – 1,2 Mio. zu schätzen ist. Der Grossteil ist in vielen bürgerlichen Berufen, Shoppingcenter, Banken etc. anzutreffen.
Wie kürzlich in den NEWS der „Deutschen Welle“ zu erfahren war, denkt die Regierung in Deutschland aktuell über ein sinnvolles Gesetz nach, wonach zweigeschlechtlich Geborene (Hermaphroditen) die Freiheit erhalten sollen, ihre geschlechtliche Zugehörigkeit zu einem späteren Zeitpunkt selbst zu bestimmen. Gemäss Angaben soll es auf 500 Geburten 1 Zweigeschlechtliche treffen. Überlegt man, dass Hermaphroditen gegenüber Transsexuell Geborenen in der Minderheit sind ist leicht festzustellen, dass die Gesamtzahl einen erheblichen Anteil der Bevölkerung ausmacht – und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.
Fred Suban, Buchautor
Wie die Bilder zeigen, zeichnet sich bei
transsexuell Geborenen bereits im pubertären Teenageralter die feminine Entwicklung deutlich ab, was dann im persönlichen Umfeld meist zu allgemeinen Verwunderungen und zu Gespött, sehr oft aber auch zu familiären Problemen führt
Anmerkung
Information, Leseprobe, Kommentare zum Buch „Faszination Ladyboy“ siehe auf dieser Website unter „Aktueller Buchtipp“.