Ladyboys sind weder Transvestiten noch homosexuell (3)

Wie wird man Ladyboy?

Diese Frage konnte ich einem Leserbrief in einem deutschsprachigen Magazin in Pattaya entnehmen. Wirft man diese Frage im Gespräch über Ladyboys im Freundeskreis einmal in die Runde, sind dann die unterschiedlichsten Meinungen zu hören, von „Es liegt wahrscheinlich in der Tradition“ über „Die Erziehung ist schuld“ bis „Das sind schwule Männer, die eben Frauen sein wollen“.

 

Die Wahrheit ist jedoch, dass man nicht Ladyboy auf eigenen, individuellen Wunsch werden kann, sondern so geboren wird. Ladyboy oder Katoey ist in Thailand  die spezifische Benennung für transsexuell Geborene mit geistig/seelischer weiblicher Identität und organisch männlichem Geschlecht und ist gleichbedeutend wie die Benennung „Shemale“ in der westlichen Welt. Wie ich des Öfteren geschrieben habe, bezeichnet man Menschen als transsexuell, deren geistig/seelisches Geschlecht, das sogenannte soziale Geschlecht, nicht mit dem organischen, biologischen Geschlecht übereinstimmt. Natürlich gibt es auch Transsexuelle mit geistig/seelischer männlicher Identität und organisch weiblichem Geschlecht, in Thailand „Thom“ genannt, während sie in der westlichen Welt keine spezielle Benennung erfahren, sondern im allgemeinen Überbegriff „Transsexuelle, Intersex, Das Dritte Geschlecht“ etc. zusammengefasst sind.

   Die geistig/seelische Identität zeichnet sich bereits im jugendlichen Alter ab, insbesondere während der Pubertät, was dann nicht nur zu Überraschungen im persönlichen Umfeld sorgt, sondern mitunter zu ernsthaften familiären Problemen führen kann. Erfreulicherweise ist seit einigen Jahren deren Akzeptanz in der thailändischen Gesellschaft deutlich gestiegen. Beispielhaft gegenüber dem Rest der Welt, wo Transsexuelle nicht nur unter der persönlichen Identitätsfindung zu leiden haben, sondern auch noch der Arroganz und Diskriminierung von Besserwissern ausgeliefert sind oder mit hohen Gefängnisstrafen oder Schlimmerem zu rechnen haben.

 

Um den Leidensweg von Transsexuellen begreiflich zu machen, sei an dieser Stelle einmal folgende Frage erlaubt:

„Wie würden Sie als Frau fühlen, wenn sie in einen Körper mit einem Penis, oder Sie als Mann mit einer Vagina geboren worden wären?

Können sie sich jetzt vielleicht einmal das Leben von transsexuell Geborenen vorstellen, was diese durchzumachen haben?

   Anders als Homosexuelle oder Transvestiten, die zwar als eingeschlechtlich Geborene sich mit einer besonderen sexuellen Neigung auszeichnen, sind transsexuell Geborene nicht „nur“ Mann oder „nur“ Frau, sie sind beides zugleich. Das bedeutet, sie vereinen männliche und weibliche Tugenden und Fähigkeiten zu einer höheren Potenz. Diese Erkenntnis würde nicht nur das Selbstwertgefühl der Betroffenen stärken, deren gesellschaftliche Akzeptanz wäre zugleich ein ungeahnter Gewinn. Sagt doch der Volksmund nicht umsonst:

„Hinter einem erfolgreichen Mann, steht eine starke Frau.“

   Es ist ein gewaltiger Trugschluss zu meinen, Ladyboys seien nur im Rotlichtmilieu anzutreffen. Auch wenn sie mittlerweile dazugehören wie das berühmte Amen in der Kirche, sind sie nur eine Minderheit und somit nicht repräsentativ für alle Betroffenen ihres Geschlechts. Ladyboys sind in vielen bürgerlichen Berufen bis in die obersten Etagen vertreten und vom Gesellschaftsbild auch nicht mehr wegzudenken. Auffallend sind, nebst dem grossen Sachverstand in vielen Bereichen, deren Charme und die angenehmen Umgangsformen. Nicht zu vergessen sind die bereits legendären Cabaret Shows, die von manchen Medienschaffenden fälschlicherweise als Transvestiten Show bezeichnet werden.

   Transsexuelle sind weltweit keine unbedeutende Minderheit. In der westlichen Welt werden sie meistens nur bei Street- und Loveparaden wahrgenommen, ohne zu bedenken, dass es sich bei den TeilnehmerInnen vorwiegend um Transvestiten, Schwule und Lesben handelt. Ich möchte mit dieser Bemerkung jedoch keineswegs diese Akteure diskriminieren sondern lediglich festhalten, dass die Mehrheit der transsexuell Geborenen durch solche Events ebensowenig repräsentiert werden, wie es die Lädyboys im Rotlichtmilieu in Thailand tun.

Dass sich die geistig/seelische Identität – das gefühlte Geschlecht – bereits im jugendlichen Alter abzeichnet, lassen diese Bilder klar erkennen.

 

 

 

Mehr über das Phänomen Transsexualität sowie Erfahrungsberichte mit Ladyboys in Thailand in meinem Buch „Faszination Ladyboy“ (siehe diese Webseite „Aktueller Buchtipp“)

 

Fred Suban, Buchautor