Persönlicher Krankheitsreport
Bis anhin kannte ich das gefürchtete Dengue-Fieber nur vom Hörensagen und war auch der Meinung, dass diese Gefahr nur in ländlichen Gegenden lauern würde.Am Donnerstag, den 22. August 2013 wurde ich dann überraschend und brutal eines besseren belehrt:
Der Tag hatte begonnen wie jeder andere. Nach dem Einkauf im Friendship Market begab ich mich noch zu einem Kaffee bei meinem ehemaligen Thailehrer, mit dem und seiner Partnerin ich mich zwischenzeitlich angefreundet habe. Der Thailehrer und seine Partnerin, beide Thai, lebten viele Jahre in Deutschland, und jetzt nach ihrer Rückkehr haben sie an der 3th Rd., nahe der bekannten Buffalo Bar, einen kleinen Coffee-Shop eröffnet. Dazu geben beide noch Thai-Deutsch / Deutsch-Thai Kurse in gemütlicher privater Atmosphäre zu 150 Baht die Stunde.
Also ich sass da, und während wir so plauderten, fühlte ich plötzliche Übelkeit aufkommen. Zuhause angekommen erfasste mich dann ein Schüttelfrost. Kein Wunder, das Fieberthermometer zeigte 39 Grad an, einfach so aus heiterem Himmel und ohne geringste Vorzeichen. Aber ich dachte noch nicht an etwas Schlimmes, und nachdem ich 2 Aspirine eingenommen hatte, senkte sich das Fieber auf 38.2 Grad. In der Nacht allerdings hatte ich erneut einen Anstieg des Fiebers und am nächsten Tag ereichte das Fieber beinahe die 40 Grad Marke, dazu breiteten sich noch Schmerzen im ganzen Körper aus, die sich im Laufe des Tages ins Unerträgliche steigerten. Gehen konnte ich nur noch, indem ich mich auf Stühle und andere Möbelstücke aufstützte und wo diese fehlten, konnte ich mich nur noch unter unsäglichen Schmerzen mit kleinsten Schrittchen vorwärts bewegen. In der Nacht war schlafen unmöglich, da half auch ein Schlafmittel nichts.
Am nächsten Morgen, das war ein Samstag, brachte mich ein Freund mit seinem Motorbike ins neue „Pattaya City Hospital“ an der Soi Buakhao. Nach dem ersten Verdacht auf Dengue-Fieber wurde aber nach dem Bluttest wieder Entwarnung gegeben. Erleichtert, mit Medikamenten gegen das Fieber und der Ermahnung am Dienstag wieder zu kommen, wurde ich mit den besten Wünschen entlassen.
Jedoch bereits am Montag früh brachte mich mein Freund wieder ins Spital, weil sich weder das Fieber gesenkt hatte, noch die Schmerzen nachgelassen hatten. Nach einem erneuten Bluttest wurde mir dann beschieden, dass ich wahrscheinlich Dengue-Fieber hätte und ich mich unverzüglich in einem anderen Spital melden solle, da sie in diesem Spital noch nicht für Permanentpatienten eingerichtet wären.
Mein befreundeter Thailehrer brachte mich dann mit seinem Auto ins Spital in Sri Racha, welches er kannte und wo er auch die Kommunikation mit dem Arzt übernahm; einem sehr vernünftigen und kompetenten Arzt übrigens, welcher folgendes erklärte:
„Gegen Dengue-Fieber gäbe es bis heute keine Medikamente und es könne nur aufgrund der Symptome festgestellt werden, ob es sich wirklich um solches handelt. Anzeichen seien z. B.: innere Blutungen, Blutungen beim Zähneputzen, Nasenblutung, Blut im Urin oder Stuhl, Delirium oder Schwindel, Knochenschmerzen. So wie er mich jetzt beurteile, hätten sie keine andere Möglichkeit als mich zu beobachten und dazu Medikamente gegen Fieber und Schmerzen zu verabreichen. Dazu müsse ich nicht unbedingt hier bleiben aber sofort kommen, wenn eines dieser Symptome auftreten würde. Falls ich es aber vorziehe hier zu bleiben, könne ich dies gerne tun. Mit den Medikamenten werde das Fieber nach einer Woche abgeklungen sein, die Schmerzen bräuchten allerdings länger Ich könne aber nach 2 Wochen nochmals zur Nachuntersuchung ins Pattaya City Hospital gehen.“
Mit der Ermahnung immer zu essen und viel zu trinken, auch wenn ich mich dazu zwingen müsse, wurde ich entlassen.
Genauso wie dieser Arzt gesagt hatte, hat es sich zugetragen. Nach einer Woche war ich fieberfrei, aber die Schmerzen waren kaum weniger geworden – es war die Hölle. So begab ich mich nach 2 Wochen, wie geraten, wieder ins Pattaya City Hospital. Nach Verabreichung einer Spritze und neuen Medikamenten wurde ich dann mit dem Bewusstsein entlassen, dass die Schmerzen von Tag zu Tag sukzessive abnehmen würden, aber es brauche seine Zeit. Jetzt nach 5 Wochen verspüre ich noch Schmerzen im Beckenbereich und in den Oberschenkeln, so wie bei einem heftigen Muskelkater nach einem längeren Fussmarsch oder sonst einer ungewohnten sportlichen Betätigung.
Heute am 30. September 2013 begab ich mich zu einer Nachuntersuchung ins Marine-Hospital in Sattahip, weil sich seit einer Woche am ganzen Körper ein Hautausschlag ausbreitet. Weshalb ich dieses Spital gewählt habe hat zwei gute Gründe: einerseits praktiziert dort ein Arzt der deutsch spricht, an der Uniklinik in Zürich Neurologie studiert und in Deutschland langjährig als Arzt praktiziert hatte, und andererseits ist das Spital gut eingerichtet und auch Ausländer sind dort willkommen.
Nach der Untersuchung und nach Studium der vorangegangenen Reaktionen und des Verlaufs des Blutbildes bestätigte der Arzt, dass es sich in meinem Fall nicht um Dengue-Fieber sondern um ein anderes Virus gehandelt habe, was auch aus den derzeitigen Nebenerscheinungen hervorgehe. Zur Behandlung des Hautausschlags gab er mir Medikamente zum einnehmen und eine Emulsion zum einreiben der betroffenen Stellen mit.
Fazit:
Seit der Untersuchung und dem aufschlussreichen Gespräch mit dem Arzt in Sri Racha ist mir bewusst geworden, dass in Spitälern manchmal Massnahmen gegen Dengue-Fieber angeordnet werden ohne die Gewissheit zu haben, ob es sich tatsächlich um solches handelt.
Ob nun das Dengue-Fieber oder ein anderes Virus der Auslöser meiner Krankheit waren ändert nichts an der Tatsache, dass auch geringe Veränderungen des Wohlbefindens Anzeichen einer ernstzunehmenden Krankheit sein können.
Leider verbreiten sich vermehrt unbekannte oder resistente Viren nicht nur in Thailand oder anderen tropischen Gebieten, wie der Fall eines Freundes beweist. Dieser hatte sich während eines Ferienaufenthalts in der Schweiz eine geringfügige Verletzung an einer Zehe zugezogen, und als Folge davon musste er 2 Tage später notfallmässig ins Spital eingeliefert werden, wo ihm dann der Unterschenkel bis auf die Knochen geöffnet wurde. Nach seiner Rückkehr nach Thailand musste er sich dann im Spital einer langwierigen Weiterbehandlung mit mehreren Hauttransplantationen unterziehen.
Fred Suban, Buchautor